Bei den grossen Entscheidungen im Leben und bei Überlegungen im Zusammenhang mit der Vermögensverwaltung denken die meisten Menschen an ihre Familie. Doch kann man in einer immer komplexeren Welt verhindern, dass eine Vermögensübertragung die Familie spaltet?

Scott Duncan, Vermögensplaner im International Advisory Team von Julius Bär, sprach mit uns über die vielen komplexen Aspekte, die im Umgang mit Familiendynamiken und den von Land zu Land unterschiedlichen Gesetzen bei der Verwaltung internationaler Vermögen eine Rolle spielen. Für ihn liegt der Schlüssel zur Konfliktvermeidung in transparenter Kommunikation: «Regelmässige Besprechungen mit allen Familienmitgliedern, bei denen Sie Ihre Planungen in Bezug auf Ihr Vermögen offen erörtern, können dazu dienen, auf Bedenken einzugehen, Ihre Anliegen zu klären und sicherzustellen, dass jeder diesen Plan versteht.»

Duncan erinnerte daran, dass kein Plan in Stein gemeisselt sein muss. «Es gibt keine magische, immer passende Universallösung», sagte er. «Auch wenn Sie eine Vermögensplanung aufgestellt haben, heisst das nicht, dass sie nicht mehr verändert werden darf. Sie kann angepasst und modifiziert werden. Sobald Sie über eine Nachfolgeplanung verfügen, sollten Sie diese immer wieder überdenken und prüfen. Wichtig ist, irgendwo anzufangen und aktiv zu werden!»

Bei Kapitalanlagen muss ein Haus kein Zuhause sein

Jede Familie braucht ein Zuhause. Doch neben Wohneigentum sind Immobilien auch eine Anlageklasse, die Anlegerinnen und Anlegern unterschiedliche Möglichkeiten bietet. «Wenn Sie planen, in Immobilien als Anlageklasse zu investieren, spielen Diversifikation, Liquidität und Risiko-Rendite-Parameter eine wichtige Rolle», so Markus Waeber, Head of Indirect Real Estate Advisory and Intelligence.

Angesichts der jüngsten Zinserhöhungen, die den Eigenheimbesitz für viele Menschen unerschwinglich machen, kann eine Investition in ein Mehrfamilienhaus laut Markus Waeber nun eine interessante Option sein, um von steigenden Mieten zu profitieren. «In Zürich sind sie gegenüber dem Vorjahr um 10 Prozent gestiegen, was aus Anlageperspektive recht viel ist», so Waeber. Er beschrieb auch den Unterschied zwischen «direkten» Immobilienanlagen, also dem Erwerb physischer Liegenschaften durch vermögende Privatpersonen oder institutionelle Anleger, und «indirekten» Anlagen, das heisst Investitionen in Immobilien über börsenkotierte REITs oder Fonds anstelle des physischen Besitzes.

Er ergänzte: «Wenn wir uns die Gesamtrendite globaler Immobilienanlagen über die letzten 22 Jahre ansehen, wäre eine ordentliche Gesamtrendite von durchschnittlich 7 Prozent zu erzielen gewesen. Von diesen 7 Prozent wären 5 Prozent auf die Einkommensrendite und die anderen 2 Prozent auf Kapitalwachstum zurückzuführen.»

Nehmen Sie den Schutz Ihrer Kaufkraft persönlich

Globale Immobilienpreise sind auch Thema in unserem Podcast mit John Franklin, dem Chefredakteur des Global Wealth and Lifestyle Report 2023. Anhand eines Index für Waren und Dienstleistungen, die nicht zum Basiskonsum zählen, gibt dieser Bericht Einblicke in die im Wandel begriffenen Lebensstile, Gewohnheiten und Prioritäten vermögender Privatpersonen aus der ganzen Welt.

2023 stieg der Gesamtpreis des Index in Lokalwährungen in den untersuchten Städten um durchschnittlich 13 Prozent und in US-Dollar um 6 Prozent. «Die Preisveränderungen bei Waren wie auch bei Dienstleistungen im Index zeigen, welchen Effekt die Rahmenbedingungen haben, die die ganze Welt betreffen», erklärte Franklin. «Dazu zählen gestiegene Energie-, Rohstoff-, Personal- und Betriebskosten in Verbindung mit Inflation und Währungsschwankungen sowie anhaltende Lieferkettenstörungen. Alle Branchen, Unternehmen sowie Verbraucherinnen und Verbraucher spüren die Auswirkungen.»

Angesichts dieser globalen Preisinflation betonte John Franklin, wie wichtig es ist, sich über seine persönlichen Inflationsraten im Klaren zu sein. «Das bedeutet, die Veränderungen der Preise für Waren und Dienstleistungen, die Sie regelmässig kaufen, zu kennen, seien es Baguettes oder Boote, und sicherzustellen, dass Sie über genug Einkommen oder Anlagerenditen verfügen, um Ihre Kaufkraft nicht zu verlieren», sagte er.

Nehmen Sie sich Zeit für den Ausstieg aus Ihrem Unternehmen

2023 haben wir uns in unserer Podcast-Reihe auch mit den verschiedenen Optionen befasst, die Personen offenstehen, die den Wechsel in ihren nächsten Lebensabschnitt planen, sei es durch den Ausstieg aus ihrem Unternehmen, die Planung ihrer Nachfolge oder den Eintritt in den Ruhestand.

Im März erörterte Glenn Branney, UK Regional Head of Wealth Planning, wie sich Unternehmerinnen und Unternehmer auf einen Ausstieg aus dem Geschäft vorbereiten können. «Nach meiner Erfahrung lässt sich durch eine geschickte Ausstiegsstrategie sowohl der Geschäftsgewinn als auch der letztliche Verkaufspreis optimieren», sagte er. Wie bei vielen Aspekten der Finanzplanung ist auch hier das Timing entscheidend. «Es ist nie zu früh für die Vorbereitung – je früher, desto besser», so Branney. «Es gibt immer Fallstricke, daher wird es langfristig für Sie von Vorteil sein, wenn Sie lange im Voraus überlegen und planen können.»

Glenn Branney riet auch zu einer gesunden Portion Selbstreflexion. «Überlegen Sie, was Sie wirklich wollen. Wozu soll das Vermögen gut sein? Was soll Ihr Vermächtnis sein?» Er betonte vor allem die Notwendigkeit, ein Testament zu machen und eine Vollmacht auszustellen – und dafür zu sorgen, dass diese stets auf dem neuesten Stand und exakt sind. «Achten Sie darauf, dass dabei alle drei Säulen berücksichtigt werden, nämlich Ihr Unternehmen, Ihre Familie und vor allem natürlich Sie selbst.»

Nachfolgeplanung ist für alle Altersgruppen wichtig

Vor dem Hintergrund, dass in den nächsten 25 Jahren der grösste Vermögenstransfer aller Zeiten von einer Generation auf die nächste stattfinden wird, überraschte es, in unserem Podcast mit Gabriele Di Girolamo, Head of Wealth Planning Europe, zu erfahren, dass etwa 70 Prozent der sehr vermögenden Familien keine Nachfolgeplanung haben.

Dies könnte auf Fehleinschätzungen über die Bedeutung der Nachfolgeplanung zurückzuführen sein. «Die meisten Menschen denken, dass Nachfolgeplanung nur etwas für ältere Leute ist – dass es im Grunde nur darum geht, wie man sein Vermögen an die nächste Generation weitergibt. Doch in Wirklichkeit geht es um mehr und es ist nicht unbedingt auf eine bestimmte Altersgruppe beschränkt», so Di Girolamo. «Wenn der Vater einer jungen Familie Unternehmer oder Manager ist, hängt der Lebensstil seiner Familie von dem Einkommen ab, das er erwirtschaften kann. Stösst ihm etwas zu, wird die Familie darunter leiden.»

Gabriele Di Girolamo nannte eine praktische Lösung für alle, die noch keine umfassende Nachfolgeplanung ausgearbeitet haben. «Stellen Sie einfach einen Notfallordner mit wichtigen Informationen und Unterlagen zusammen. Dabei werden Sie feststellen, dass noch manches fehlt. Das kann Ihrer Familie wirklich helfen, denn schliesslich möchten Sie sie in einer ohnehin schwierigen Lage nicht noch zusätzlich belasten. In dem Spruch ‹auf das Beste hoffen, auf das Schlimmste vorbereitet sein› steckt viel Wahres.»

Beim Ruhestand geht es um mehr als nur um Zahlen

Gaetano Petrocelli, Head of Wealth Planning Insurance, weiss, dass der Ruhestand ein Lebensabschnitt ist, für den wir alle das Beste erhoffen, auf den wir uns aber nicht unbedingt so gut vorbereiten, wie es möglich wäre. «Zuallererst muss man erkennen, dass die staatliche und die betriebliche Altersvorsorge möglicherweise nicht ausreichen», erklärte Petrocelli. «Je nach Domizil, Alter, Familiensituation und Zielplanungen benötigen Privatkundinnen und Privatkunden möglicherweise zusätzliche massgeschneiderte Lösungen. Produkte, die passives Einkommen, Liquidität, stabiles Wachstum und Langlebigkeitsschutz bieten, sind von entscheidender Bedeutung.»

Gaetano Petrocelli zufolge sind Zeithorizont, Liquiditätsbedarf und Verbindlichkeiten, wie zum Beispiel Steuern, gängige Faktoren, die es zu berücksichtigen gilt, um das Vermögen zu erhalten. «Je länger der Zeithorizont ist, desto mehr Risiko kann man bei der Anlagestrategie eingehen. Doch je näher der Ruhestand rückt, desto kürzer wird der Anlagehorizont, weshalb eine Verlagerung hin zu Einkommensstrategien angezeigt ist. Auch die Langlebigkeit ist wichtig, da die Lebenserwartung weltweit gestiegen ist. Zudem müssen die Auswirkungen von Inflation, Hypothekenzahlungen und Krankheitskosten sowie der Wunsch nach Reisen und Hobbys berücksichtigt werden und es gilt, die Erosion des Vermögens bis zur Übertragung an die nächste Generation zu vermeiden.»

Petrocellis Ratschlag lautete, nicht allein an das Vermögen zu denken. «Denken Sie darüber nach, was Ihnen wirklich wichtig ist. Man muss nicht nur auf das finanzielle, sondern auch auf das intellektuelle und menschliche Vermögen schauen – das intellektuelle Vermögen sind die Erfahrungen und das Wissen, die man weitergeben möchte, und das menschliche Vermögen sind die Dinge, die man liebt, wie die Familie und die Hobbys.»

Fachleute machen den Unterschied

Bei den Podcast-Gesprächen, die wir im vergangenen Jahr mit unseren Expertinnen und Experten führten, war ein Ratschlag besonders oft zu hören: die Unterstützung von Fachleuten hinzuzuziehen.

Das letzte Wort soll John Franklin haben, der 2023 sowohl als Gastgeber als auch als interviewter Experte auftrat. «Ich denke, dass in diesem Jahr mehr denn je die Bedeutung einer robusten Wealth-Management-Strategie deutlich wurde. Sie ist von grundlegender Bedeutung, um die Bedürfnisse von Einzelpersonen und ihren Familien über Generationen hinweg zu unterstützen. Angesichts der zunehmenden Komplexität in allen Städten, auf allen Kontinenten und in allen Rechtsräumen der internationalen Finanzwelt ist ein vertrauenswürdiger Partner, der Ihnen hierbei zur Seite steht, von unschätzbarem Wert.»

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