Ob europäischer Pionier auf dem Gebiet der mRNA-Biotechnologie, US-Hersteller von Fleisch auf Pflanzenbasis oder asiatische Mitfahrzentrale, viele der lukrativsten Beteiligungsmöglichkeiten findet man heute an den privaten Märkten. Die erfolgreichen bringen ihren erfahrenen Anlegern, die zum Teil Start-ups in Serie unterstützen, überwältigende Renditen. Giuseppe De Filippo, Head of Direct Private Investments bei Julius Bär: «Wir halten Ausschau nach Unternehmen, die von Megatrends profitieren, wie Ernährung für die Welt ohne die schädlichen Auswirkungen der traditionellen Landwirtschaft oder neue Medizintechnologien.»

Das Wachstum der Anlagegelegenheiten an den Privatmärkten war in den letzten Jahren erheblich stärker als an den Aktienmärkten. Die Zahl der Unternehmen im Private-Equity-Besitz ist zwischen 2008 und 2018 um 10.7% pro Jahr gestiegen, während es an den öffentlichen Märkten nur 0.4% waren. Da Unternehmen ausserdem daran gelegen ist, länger im Privatbesitz zu bleiben, nehmen sie heute mehrfach Kapital über Anleger auf, um ihre Entwicklung voranzubringen.

Für wohlhabende Personen werden Private-Equity-Anlagen immer mehr zu einer wichtigen Anlageklasse. Über 80% der Einzel-Family-Offices weltweit ziehen Direktinvestitionen in privaten Unternehmen in Betracht, wie aus Recherchen hervorgeht (Fintrx-Bericht). Sie investieren in ein breites Spektrum von Sektoren und bevorzugen dabei solche, die von Megatrends wie Technologie profitieren (siehe Grafik):

So vermeiden Sie die häufigsten Stolperfallen bei Privatmarktanlagen

Wachstumsstarke Unternehmen, die Megatrends für sich nutzen, können durchaus hohe Erträge bringen. Allerdings sind die Privatmärkte weniger transparent als regulierte Aktienmärkte. Bei der Suche nach ertragreichen Anlagen sollte man nach Meinung von Giuseppe De Filippo einige Fehler vermeiden.

  • Der erste davon ist eine Ausrichtung auf den Heimmarkt oder einen bestimmten Sektor. «Seien Sie offen für neue Ideen und neue Dinge; verborgene Gelegenheiten an den Privatmärkten lassen sich nur durch intensives Suchen ausfindig machen.»
  • Der zweite besteht darin, ausschliesslich in ein einziges Unternehmen zu investieren. «Man sollte sich im Interesse der Diversifikation einen persönlichen Korb von Anlagen aufbauen. Trotz vieler erfolgreicher Unternehmen wird es auch welche geben, die es nicht schaffen.»
  • Der dritte Fehler ist, sich von der Illiquidität der Privatmärkte abschrecken zu lassen. «Denken Sie beispielsweise an den Vergleich zwischen festverzinslichen Papieren, die wohl liquide sind, aber eine negative Rendite erbringen, und Private Debt. Mit Private-Debt-Anlagen werden Sie bei geringerem Risiko vermutlich eine höhere Rendite erwirtschaften. Eine Anleihe mag zwar weniger riskant erscheinen, wird aber in Stresssituationen in jedem Fall illiquide.»
  • Der vierte Fehler sind Investitionen in private Unternehmen mit unbekannten Beratern. «Wird ein Unternehmen von einer Bank oder einem Wirtschaftsprüfungsunternehmen beraten, von dem Sie noch nie gehört haben, sollten Sie auf der Hut sein. So kannten wir beispielsweise den Revisor eines britischen Unternehmens nicht, das wir in Erwägung zogen. Im Rahmen unserer weiteren Untersuchungen konnten wir keine Niederlassung und auch keine Spuren im Netz ausmachen. Also brachen wir die Transaktion an diesem Punkt ab.»
  • Und fünftens sollten Sie keine übereilten Entscheide treffen. «Gelegenheiten kommen und gehen. Investieren Sie nicht, ohne Ihre Hausaufgaben gemacht zu haben, nur weil Sie Angst haben, etwas zu verpassen.»

Analyse aus allen Blickwinkeln

Wenn er nicht gerade Gründer oder Investoren in aller Welt trifft, fotografiert Giuseppe De Filippo gerne. Die Elemente eines guten Bildes lassen sich nach seiner Meinung auch auf die Kunst des Anlegens an den Privatmärkten übertragen.

Die Betrachtung aus allen Blickwinkeln hilft Giuseppe De Filippo bei der Auswahl der Unternehmen, die er Anlegern vorschlägt. Insgesamt können von 250 möglichen Kandidaten, die sein Expertennetzwerk ausmacht, zwölf bewährte Geschäftsmodelle und einen klar vorgezeichneten Wachstumskurs vorweisen.

Die Unternehmen werden zunächst in Bezug auf die Erfahrung des Managementteams, die geografische Region, in der sie tätig sind, und ihre Finanzierungsphase betrachtet. Bevorzugt werden Firmen, die grössere geografische Märkte wie die USA, Europa oder Asien bedienen, ausserdem solche, die expandieren. Start-ups, die noch keine Erträge erwirtschaften, sind weniger interessant.

Dann werden Faktoren wie ihre Wettbewerbsvorteile und Anlagestrukturen geprüft. Bei regulierten Branchen wie dem Energiesektor wäre die Energiepolitik der Regierung ein entscheidender Aspekt für den Wachstumsausblick. Die Entwicklung eines E-Commerce-Unternehmens, das Bekleidung für die Mittelschicht anbietet, wäre wiederum abhängig von den Konjunkturbedingungen.

Selektivität ist unverzichtbar

Vor dem Hintergrund der extrem tiefen Renditen im heutigen Umfeld vollzieht sich die Expansion in Direktanlagen an den Privatmärkten aus gutem Grund. «Es gibt viel mehr private Unternehmen auf der Welt als öffentliche», stellt Giuseppe De Filippo fest. «Diese bleiben heute auch deutlich länger in privater Hand als früher. Dadurch vollzieht sich ihr rapides Wachstum zu einem wesentlich grösseren Teil ausserhalb der öffentlichen Märkte.»

Aber die Privatmärkte sind von Natur aus intransparent und Wachstumsunternehmen in der Regel jünger. Ein sehr selektiver Ansatz ist daher besonders wichtig. Anleger, die Ausschau nach wachstumsstarken Unternehmen halten, welche dafür gerüstet sind, mit den Megatrends zu gehen, sollten daher unbedingt die Stolperfallen vermeiden und mögliche Beteiligungen aus allen Blickwinkeln analysieren.

Kontaktieren Sie uns