Zurzeit wird hitzig darüber debattiert, ob sich der US-Sonderstatus seinem Ende zuneigt oder nicht. Klar ist aber schon jetzt, dass in den USA die grosse politische Unsicherheit sowie der begrenzte geld- und fiskalpolitische Spielraum die Wirtschaft belasten. Wir gehen davon aus, dass es an den US-Märkten tatsächlich zu anhaltenden Kapitalabflüssen kommen könnte, wenn Nicht-US-Anleger ihre US-Engagements reduzieren. US-Aktien gehören zwar weiterhin in ein gut diversifiziertes Portfolio. Dabei sollten aber primär aussergewöhnliche US-Unternehmen ausgewählt werden, für die es ausserhalb der USA keine Alternativen gibt. Wichtig ist zudem, das Portfolio nach Möglichkeit mit nicht-amerikanischen Titeln zu diversifizieren.
Europa
Die politische Dynamik in den USA unterscheidet sich stark von jener in Europa, wo eine deutliche Verlagerung hin zu einer Lockerung der Fiskalpolitik zu beobachten ist. Da die Fiskalpolitik immer mehr Unterstützung bietet und die Europäische Zentralbank die Zinssätze niedrig hält, dürfte sich das Gewinnwachstum in Europa nach einer längeren Stagnationsphase nun allmählich wieder erholen. Insbesondere in Deutschland und der Schweiz sehen wir gute Gelegenheiten für Anlegerinnen und Anleger.
Deutschland
Innerhalb Europas sollten sich deutsche Aktien aufgrund ihrer Ausrichtung auf zyklische Wachstumssektoren, ihrer attraktiven Bewertungen und des prognostizierten starken Gewinnwachstums gut entwickeln. Besonders attraktiv sind unseres Erachtens deutsche Midcap-Aktien, da der MDAX eine höhere Gewichtung von Industrie- und Grundstoffwerten aufweist. Diese Titel dürften stärker von dem Anfang des Jahres angekündigten beispiellosen Konjunkturprogramm profitieren, mit dem die deutsche Regierung die Ausgaben für Verteidigung und Infrastruktur erhöhen will.
Schweiz
Auch bei Schweizer Unternehmen sind die Gewinnwachstumserwartungen für 2025 solide, und die Unternehmen sind im Vergleich zu ihren europäischen und amerikanischen Pendants tendenziell stabiler. In der Schweiz bevorzugen wir aufgrund ihrer Qualitätsorientierung ebenfalls Midcap-Titel. Midcap-Unternehmen reagieren sowohl in Deutschland als auch in der Schweiz tendenziell stärker auf die lokale Wachstumsdynamik und sind den globalen Handelsrisiken weniger ausgesetzt.
Asien
Ausserhalb Europas sehen wir auch in Asien interessante Möglichkeiten zur Diversifizierung weg von den USA. In dieser Region halten wir China und Japan derzeit für attraktiv.
China
Je nachdem, wie sich die weiteren Handelsgespräche entwickeln, kann es in China zu einer gewissen Volatilität kommen. Obwohl noch mit erheblichen Auswirkungen der Zölle auf die chinesischen Exporteure zu rechnen ist, dürfte die Deeskalation des Handelskonflikts insgesamt den Druck auf die chinesische Wirtschaft doch klar verringern. Zudem setzen chinesische Unternehmen jetzt noch mehr auf Kostenkontrolle, um ihre Margen zu verbessern, und erhöhen die Dividendenausschüttungen und Aktienrückkäufe, um die Aktionärsrenditen zu steigern. All diese Faktoren dürften sich in der künftigen Performance ihrer Aktien widerspiegeln. Die Bewertungen sind in China zurzeit überzeugend und weisen zudem eine niedrige Korrelation zu Aktien aus dem Rest der Welt auf, was chinesische Aktien zu einem guten Diversifikator macht.
Japan
Unabhängig davon, wie die Handelsgespräche zwischen Japan und den USA ausgehen, dürften weitere Fortschritte bei der Unternehmensführung und den Arbeitsmarktreformen den japanischen Aktienmarkt unterstützen. Wir gehen davon aus, dass die Unternehmen ihre Bemühungen um attraktive langfristige Aktionärsrenditen und Wertschöpfung beschleunigen und ausweiten werden. Wir sehen auch Potenzial für weitere Unterstützungsmassnahmen, wobei die Fiskalpolitik einem expansiven Pfad folgen und die Geldpolitik mit negativen Realzinsen akkommodierend bleiben dürfte.
Next Generation: Die Menschen werden immer älter
Bei unseren Next-Generation-Themen würden wir uns zurzeit auf die Themen «Länger leben» und «Finanzwesen der Zukunft» konzentrieren. Unternehmen, die im Bereich «Länger leben» tätig sind, sollten im Zuge der Alterung der Bevölkerung von den Veränderungen im Ausgabeverhalten und der Zunahme altersbedingter Krankheiten profitieren. Was die Zukunft des Finanzwesens betrifft, so dürften den Unternehmen in diesem Thema die anhaltenden Umwälzungen in der Finanzindustrie und die Widerstandsfähigkeit der Vermögensverwaltungsbranche zugutekommen. Anlegerinnen und Anleger könnten eine Mischung aus Anlagen in «Länger leben» und «Finanzwesen der Zukunft» in Erwägung ziehen und dadurch ein defensiveres Thema (dank des Engagements in Unternehmen des Gesundheitswesens) mit einem zyklischeren Thema kombinieren.
Und schliesslich dürfte sich der erwartete Anstieg der Staatsausgaben in Europa positiv auf das Thema «Städte der Zukunft» auswirken. Da der Klimawandel immer dringlichere Herausforderungen für Städte in aller Welt mit sich bringt, wird das Thema zudem strukturell unterstützt.
Mehr über unseren Ausblick für Aktien, Anleihen und unsere Next-Generation-Themen sowie zum globalen Wirtschaftsumfeld erfahren Sie in unserer Publikation Market Outlook zur Jahresmitte 2025.