Der Trend zu zuverlässigen, nachweisgestützten Rückverfolgbarkeitsplattformen zeugt von einem Wandel in der Modebranche. Die Hersteller suchen nach Werkzeugen, die einfach zu handhaben sind, um das Vertrauen der Verbraucher zu stärken. Mit diesen Werkzeugen soll sichergestellt werden, dass Best Practices für den Modebereich entlang der gesamten Lieferkette eingehalten werden – vom Anbau der Rohstoffe bis zu dem fertigen Kleidungsstück, das wir in unserem Lieblingsgeschäft vom Bügel nehmen. «Unsere Aufgabe besteht nicht nur darin, die Mode-Lieferkette transparent zu gestalten, sondern auch darin, nachhaltige Praktiken in der gesamten Mode-Lieferkette zu ermöglichen», erklärt Chandra Prakash Jha, Modedesigner, Sozialunternehmer und Gründer von Fashion for Biodiversity Solutions (FFBS).

Vom Design zum Aktivismus

Vor einigen Jahren wurde bei einer Verwandten Prakashs Brustkrebs diagnostiziert. «In der Tumorbiopsie wurden endokrin wirksame Chemikalien gefunden, die bei der Herstellung von Textilien verwendet werden», erklärt er. Diese Entdeckung veranlasste Prakash, der Welt der konventionellen Mode zugunsten ihres nachhaltigen Pendants abzuschwören. «Ich habe dadurch erkannt, dass Mode nicht nur für die Umwelt gut sein muss, sondern auch für die Menschen und ihre Körper.» Da er sich der hohen Umweltverschmutzung durch die Herstellung von Massenmode bewusst war, nutzte er seine Leidenschaft für das Entwerfen von Kleidung für eine Mission: die Analyse der verschiedenen Phasen der Lieferkette.

Seit 2011 baut Prakash von der Modeindustrie benötigte Rohstoffe mit regenerativen agrarwirtschaftlichen Methoden an. In den letzten Jahren haben er und sein Team sogar begonnen, Technologie für den landwirtschaftlichen Präzisionsanbau einzusetzen, und ein IoT-Gerät (Internet der Dinge) entwickelt, um Daten von ihren Zulieferbetrieben per Fernzugriff zu überwachen und zu erfassen. Dank dieser einzigartigen Vorgehensweise ist es Prakash gelungen, das Verständnis für die biologische Vielfalt in der Agrarwirtschaft erheblich zu fördern. Er hat bereits zwei wichtige Preise für seine Bewertung der biologischen Vielfalt in der Modeindustrie erhalten: 2018 den «Bundespreis Ecodesign» und 2021 den «Deutschen Nachhaltigkeitspreis Design». Anfang 2020 begann Prakash mit einem Team globaler Experten, an der Kombination mehrerer Technologien zu arbeiten, welche die Rückverfolgung der Herkunft von Rohstoffen und eine Bewertung deren Auswirkungen auf die Umwelt und die biologische Vielfalt ermöglichen. Dies führte zur Gründung des Unternehmens Fashion for Biodiversity Solutions (FFBS) im Mai 2021.

Rückverfolgbarkeit mithilfe der Blockchain
FFBS und seine Blockchain-basierten Cloud-Lösungen bieten eine nachweisgestützte Transparenz und Rückverfolgbarkeit des textilen Rohstoffs vom Ursprung bis zum Einzelhandel. Das Unternehmen nutzt Geo-Mapping und Dreiecksüberwachung (mithilfe fortschrittlicher Technologien wie Satellit, IoT und künstlicher Intelligenz), um darzustellen, wie ein Kleidungsstück entstanden ist. So können die Auswirkungen der Industrie auf das Klima verringert und Wege gefunden werden, den Verlust an biologischer Vielfalt auszugleichen. Wie funktioniert die Technologie? Prakashs Teams setzen mehrere Sensoren ein, die den Boden der Anbaufläche analysieren. «Diese Sensoren liefern Antworten auf Fragen wie ‹Welches Saatgut wurde wofür verwendet? Wer war der verantwortliche Landwirt? Wie viele Kilogramm Baumwolle wurden produziert? Wie hoch war die CO2-Emission, die durch dieses Material verursacht wurde? War es gut für die Bienen? Für Insekten? Mikroben?›», erklärt Prakash. Die Technologie führt in der Mode-Lieferkette erfasste Daten zusammen und stellt sie den Endverbrauchern anhand eines einzigen QR-Codes zur Verfügung.

Es gibt keinen Planeten B

FFBS bindet auch die Erzeuger ein, indem das Unternehmen ihnen eine Online-Plattform bietet, auf der sie sich über Verfahren zum Schutz der biologischen Vielfalt informieren, Schulungen von Experten erhalten und ihre Produkte direkt an nachhaltige Modemarken verkaufen können. Dies soll ihnen helfen, auf lokaler und schliesslich auch auf globaler Ebene zu arbeiten.

Die Branche versucht auch, ihre Produkte nachhaltiger zu gestalten, indem sie eine Reihe skalierbarer, innovativer Grundstoffe entwickelt, welche die Umweltverschmutzung regulieren, das Bewusstsein der Verbraucher schärfen, Abfallvermeidung fördern und Recycling maximieren. Dennoch ist es nach wie vor eine Herausforderung, alle Beteiligten – vom Erzeuger bis zum Käufer – in den Schutz der biologischen Vielfalt einzubinden.

«Nachhaltigkeit in Verbindung mit Fachwissen im Modebereich wird die Verbrauchergewohnheiten prägen. Es liegt in unserer Verantwortung, die Welt der Mode zum Wohle künftiger Generationen und der Umwelt neu zu denken. Es gibt keinen Planeten B, also müssen wir sicherstellen, dass die biologische Vielfalt nicht beeinträchtigt wird», sagt Prakash.

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